Was ist ein Tinnitus und wie untersucht man ihn?
Unter einem Tinnitus versteht man ein Ohrgeräusch, das, einmal aufgetreten, sich nicht mehr durch normale Maßnahmen entfernen lässt.
Ca. 20 % der Erwachsenen in Europa haben gelegentlich oder andauernd einen Tinnitus; nur 5 % leiden allerdings darunter. Bei diesem subjektiven Tinnitus handelt es sich in der Regel um ein sirrendes, sausendes, pfeifendes Geräusch, das sich als Ausdruck einer zentralen Störung verselbständigt hat.
Dieser subjektive Tinnitus ist messbar durch die sog. Subjektive „Lautheit“. Dabei wird wie beim normalen Hörtest die Lautheit des subjektiven Geräusches vergleichend mit Tönen und Dezibelzahlen gemessen.
Weil es sich dabei um etwas sehr Störendes handelt, führt dies häufig zu großer Angst beim Betroffenen. Diese Angst kann sich bis zur Panik steigern. Im Unterschied zu einem bekannten Geräusch wie z.B. einem PC-Lüfter wird dieses Geräusch als fremd und störend wahrgenommen.
Der Leidensdruck der Betroffenen entspricht nicht unbedingt der subjektiven Lautheit (wie oben gemessen).
Als negative Faktoren wirken verstärkend:
– Stress
– Müdigkeit
– Lärm
– Angst/Sorgen
– Schmerzen
– Depression
– Erkältungen
Ein Tinnitus tritt gehäuft in einer Lebenskrise auf. Viele Patienten haben zu Beginn einen Hörsturz gehabt (s. unten).
Der HNO-Arzt findet in der Regel nichts oder nur eine leichte Hörminderung, was dazu führt, dass viele Patienten die Alternativmedizin konsultieren. Aber auch da führen die vorgeschlagenen Therapien in der Regel zu keinem oder wenig Erfolg.
Hörsturz
Tritt aus psychosomatischer Sicht häufig auf bei Patienten, die in einem ständigen Spannungszustand leben; sie nehmen selektiv nur ungelöste, aber nicht erfolgreich abgeschlossene Aufgaben wahr.
Die Folgen
Ein dekompensierter, also nicht kontrollierbarer Tinnitus vermindert die Lebensqualität massiv und kann zu einer Invadilisierung, also zu dauernder Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung führen. Er kann die Suizidgefahr erhöhen.
Tinnitusfolgen sind Ein-und Durchschlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Lärmempfindlichkeit sowie raschere Ermüdbarkeit. Die Patienten sind vermehrt reizbar, leiden unter Depressionen sowie Angstzuständen. Insgesamt ist eine deutlich verminderte psychophysische Belastbarkeit die Folge.
Wie kann der Tinnitus behandelt werden?
Eine Heilung ist kaum möglich. Trotz Erholung des Innenohres (nach den objektiven Messungen beim HNO-Arzt) kann ein Tinnitus über Monate bzw. Jahre bestehen bleiben. Wenn er länger als drei Monate dauert, ist keine gesicherte Therapie bekannt.
Ansatzmethoden für den Umgang mit dem Tinnitus:
1. Aufklärung und Akkommodation: von den über die Sinnesorgane aufgenommenen Informationen (1 Megabyte/Sekunde) können nur etwa 3 Bytes pro Sekunde bewusst wahrgenommen werden; d.h. die Patienten können lernen, diesen Tinnitus als nebensächlich wahrzunehmen und dadurch mit ihm zu leben. Der Mensch hört auch z.B. seinen eigenen Pulsschlag nicht, da das Gehör nur selektive Frenquenzen wahrnimmt. Das andere wird „ignoriert“.
2. Stille vermeiden: mit leisen Hintergrundpegeln (Dauerbeschallung), z.B. Zimmerwasserquellen, CDs mit Wassergeräuschen etc, kann vom Tinnitus abgelenkt werden. Unter Umständen kann auch eine Hörgeräteversorgung, bei der im Hörgerät ein Dauergeräusch erzeugt wird, sinnvoll sein.
3. Psychotherapie und Entspannungsmethoden: eine antidepressive Behandlung kann hilfreich sein in der Akzeptanz des Tinnitus. Eine Stabilisierung der persönlichen familiären und beruflichen Situation wirkt ebenfalls positiv. Hilfreich sein können Entspannungsmethoden wie Feldenkraismethoden, Atemtherapie, Kraniosakraltherapie, progressive Muskelentspannung, autogenes Training.
Mit den drei obengenannten Methoden sind die Langzeitergebnisse insgesamt als gut zu bezeichnen.
Außerdem lässt sich, Untersuchungen nach, folgendes festhalten:
Jeder Mensch braucht den Wechsel von Stille und Schall, um seelisch gesund zu bleiben. Unter Stille ist eine Schallarmut zu verstehen; eine „camera silens“, also ein schallgedämpfter Raum, führt bei Testpersonen nach einem Zeitraum von ca. zwei Stunden unweigerlich zu psychotischen Reaktionen.
Lärm ist eine weltweit anerkannte Ursache für eine schädliche Belastung; dabei liegen die Grenzen bei 85 dB (länger dauernd) und 130 dB (kurz, explosionsartig); Lärm führt zu deutlichen Reaktionen des vegetativen Nervensystems (Schlafstörungen, erhöhte Muskelanspannung, vermehrte Schweißneigung, erhöhter Puls und verengte Pupillen, also Stressreaktionen).
View: Tinnitus (Ohrgeräusche) (netdoktor)
Tinnitus – Dauerstress im Ohr (mdr)
Patienten können lernen, mit Ohrgeräuschen zu leben (Ärzte-Zeitung, PDF)
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